Neues Einkaufserlebnis in der Kleiderbörse

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Der soziale Laden besinnt sich auf seine Kernkompetenz und verschlankt das Sortiment. Dafür gibt es nun mehr Platz im Erdgeschoss des «Haus zur Bleiche».
Flavia Hüberli,
Seit 2020 existiert die Kleiderbörse als feste Institution des Open Place. Angefangen hatte das Geschäft quasi als «fliegender Händler». Alle 14 Tage wurde zuvor an einem mobilen Stand Kleidung an Bedürftige weitergegeben. Der Aufwand war extrem. Mit dem Einzug in den Bleichesaal begann die Professionalisierung. Aufgebaut hatte die Börse Hedi Fessler gemeinsam mit Silvia Napo. Nun ist die Gründerin mit über achtzig Jahren endgültig in Pension gegangen. «Hedi war quasi immer da», sagt Marlise Marazzi Egloff, die selbst seit gut einem Jahr mithilft. «Ihre Arbeit war sensationell. Man kann es nicht genug würdigen.» Um den Wegfall zu kompensieren, hat sich das Team neu organisiert. Unter der Bereichsleitung von Diakonin Flavia Hüberli gibt es nun pro Tag eine eigenverantwortliche Ladenleitung.

Gewinn für einen guten Zweck
Der Ermessensspielraum der Mitarbeitenden ist etwas geschrumpft. Die Kleiderbörse hat sich eine verbindliche Preisliste gegeben. Babysachen kosten 50 Rappen, eine Lederjacke bis zu 20 Franken. Nur einige wenige exklusive Einzelstücke sind mit einem individuellen Preisschild versehen. Verhandelt wird nicht. Trotz der überaus günstigen Preise hat die Kleiderbörse im vergangenen Jahr einen Gewinn von rund 25.000 Franken erwirtschaftet, der hilft das Open Place mitzufinanzieren. Möglich wird das durch extrem geringe Kosten: Die Infrastruktur stellt die evangelische Kirchgemeinde zur Verfügung, die Ware wird gespendet, und im Verkauf arbeiten ehrenamtliche Helferinnen. Sieben Personen umfasst das Kernteam. Zweimal im Jahr – jeweils zum Saisonwechsel – sucht die Kleiderbörse zusätzliche helfende Hände für eine Herkulesaufgabe: Die Winterware muss ins Lager, die Sommerware in die Regale. Etwa sechzig Bananenkisten wechseln die Position.

Sauber, gut erhalten und ansprechend präsentiert
Kleiderspenden werden während der Öffnungszeiten angenommen. Wer mehr als eine Tragetasche anzubieten hat, sollte sich per Mail (kleiderboerse@open-place.ch) anmelden, damit das Team die Ware durchsortieren kann. «Wir beschränken uns jetzt streng auf Kleidung, Accessoires, Schuhe, Bettwaren und ausgewähltes Spielzeug», erklärt Flavia Hüberli. «Saisonal nehmen wir auch Schultheks oder Kinder-Velohelme entgegen. Aber alles muss sauber und gut erhalten sein.» Durch die Verschlankung des Sortiments hat das Geschäft Platz gewonnen. «Das Einkaufserlebnis für die dreissig bis fünfzig Kunden pro Tag ist damit erheblich entspannter geworden», meint Marlise Marazzi. Ebenfalls verändert haben sich die Öffnungszeiten. Neu gibt es jeden zweiten Mittwoch eine Spät-Öffnung von 16 bis 18.30 Uhr. «Wir wollen auch Menschen, die berufstätig sind, die Möglichkeit geben bei uns einzukaufen.»

Inka Grabovsky