Glaubwürdigkeit - Warum ich mich für das Open Place engagiere
Ich bin als Katholik aufgewachsen in einem kleinen Dorf in Ostwestfalen. Als Kind und Jugendlicher war eine aktive Mitarbeit in der Gemeinde völlig selbstverständlich - Kirche war der zentrale Ort für soziale Angebote. Als Messdiener machte man auch Zeltlager mit, organisierte Pfarrfeste und zog am 6. Januar als Sternsinger um die Häuser. Kirche war einfach: zuhause. Gott ein vertrauter Ansprechpartner in allen Lebenslagen.
Albert Kümmel-Schnur,
Je älter ich wurde, je mehr ich über die Kirche als Organisation lernte, desto ferner wurde sie mir. Auch der Glaube meiner Kindheit überzeugte mich immer weniger. Und ich erlebte, dass das nicht nur mir so ging. Heute hat die Gemeinde meines Heimatdorfes keinen eigenen Pfarrer mehr, Gottesdienste finden nur noch sporadisch statt. Warum? Für mich ist die Antwort klar: der Katholischen Kirche ist längst der Bezug zur Lebensrealität der Menschen, ihren Sorgen, ihren Ängsten verloren gegangen.
Als ich vor gut zwei Jahren, mitten in der Pandemie, das Open Place kennenlernen durfte, spürte ich sofort: hier weht ein anderer Wind. Hier begegne ich neben Gemeindemitgliedern, wie sie mir aus meiner Jugend vertraut waren, auch ganz anderen Menschen, ihren Geschichten, ihren Schicksalen. "Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen." Der Satz macht plötzlich wieder einen Sinn! Jesus - das sagt dieser Satz in der sozialen Praxis des Open Place für mich - ist keine ferne historische oder auch mythische Figur. Jesus ist ein soziales Ereignis. "In meinem Namen" - also mit denen am Rande der Gesellschaft, den Obdachlosen, Suchtkranken, psychisch Diversen, Geflüchteten und Asylsuchenden. "In meinem Namen" - das bedeutete für mich früher vor allem "religiöse Praxis", Andacht, Gebet, Abendmahlsfeiern etc. Im Open Place erlebe ich das "in meinem Namen" als Einladung zur Offenheit und Wachheit, gegen Engstirnigkeit und Bigotterie. Wo diese Offenheit, diese Zugewandtheit von Mensch zu Mensch besteht, da ereignet sich Gott. An einen solchen Gott mag ich gerne wieder glauben.
Dr. Albert Kümmel-Schnur
Dr. Albert Kümmel-Schnur ist Literatur- und Medienwissenschaftler mit 20 Jahren Lehr-Erfahrung im In- und Ausland. Seit 2022 unterstützt er das Open Place, unter anderem bei einem Kooperationsprojekt mit Architekturstudierenden der HTWG Konstanz im Jahr 2024
» Weitere Beiträge in der Serie "10 Jahre Open Place"
Als ich vor gut zwei Jahren, mitten in der Pandemie, das Open Place kennenlernen durfte, spürte ich sofort: hier weht ein anderer Wind. Hier begegne ich neben Gemeindemitgliedern, wie sie mir aus meiner Jugend vertraut waren, auch ganz anderen Menschen, ihren Geschichten, ihren Schicksalen. "Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen." Der Satz macht plötzlich wieder einen Sinn! Jesus - das sagt dieser Satz in der sozialen Praxis des Open Place für mich - ist keine ferne historische oder auch mythische Figur. Jesus ist ein soziales Ereignis. "In meinem Namen" - also mit denen am Rande der Gesellschaft, den Obdachlosen, Suchtkranken, psychisch Diversen, Geflüchteten und Asylsuchenden. "In meinem Namen" - das bedeutete für mich früher vor allem "religiöse Praxis", Andacht, Gebet, Abendmahlsfeiern etc. Im Open Place erlebe ich das "in meinem Namen" als Einladung zur Offenheit und Wachheit, gegen Engstirnigkeit und Bigotterie. Wo diese Offenheit, diese Zugewandtheit von Mensch zu Mensch besteht, da ereignet sich Gott. An einen solchen Gott mag ich gerne wieder glauben.
Dr. Albert Kümmel-Schnur
Dr. Albert Kümmel-Schnur ist Literatur- und Medienwissenschaftler mit 20 Jahren Lehr-Erfahrung im In- und Ausland. Seit 2022 unterstützt er das Open Place, unter anderem bei einem Kooperationsprojekt mit Architekturstudierenden der HTWG Konstanz im Jahr 2024
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