Es klingt so einfach und so selbstverständlich: Jeder Mensch soll seinen Glauben ausüben dürfen. So sagt es – in anderen Worten – unter anderem die Europäische Menschenrechtskonvention und die Schweizer Bundesverfassung. Doch gar so einfach ist es im wirklichen Leben eben nicht, wie Dr. Erwin Tanner-Tiziani im Café-Treff Philosophie im Open Place ausführte.
Inka Grabowsky,
Schon bei der Frage, welche Religionspraktiken geschützt werden sollte, begännen die Zweifel. «Gehört der Satanismus dazu? Oder okkulte Praktiken?» Die Religionsfreiheit kann mit anderen Grundrechten wie die Kunst- oder Medien-Freiheit konkurrenzieren oder mit Persönlichkeitsrechten kollidieren, erklärte der Theologe und Jurist. «Die Kirchgemeinde hat das Recht, am Sonntagmorgen die Glocken zu läuten. Der Nachbar jedoch hat das Recht auf einen erholsamen Schlaf.»
Tanner-Tiziani ist in Pfyn aufgewachsen und war zum Studium der katholischen Theologie und der Rechtswissenschaft nach Fribourg gegangen. Dort lernte er Pfarrer Damian Brot kennen, den er nun nach 25 Jahren wiedertraf. «Ich habe mich nicht nur deshalb sehr über die Einladung gefreut, sondern auch, weil mich eine evangelisch-reformierte Gemeinde gebeten hat, einen Vortrag zu halten. Wir Christen sollten zusammen machen, was wir können.» Philosophieren gehört offenkundig dazu.
Der Direktor von Missio, den Päpstlichen Missionswerken in der Schweiz, plädiert bei allen alltäglichen Konflikten zwischen Religionsfreiheit und den anderen Grundrechten dafür, zunächst Toleranz walten zu lassen und das Gespräch zu suchen. Erst wenn das erfolglos ist, müssen Gerichte abwägen. In Frankreich sei das beim Verbot der muslimischen Abaya (eines körperverhüllenden Kleidungsstücks für Frauen) in der Schule gerade passiert. Die Schule als laizistische Institution verwehrt jegliches religiöse Symbol. «Doch eine Einschränkung der Grundrechte muss auf einer genügenden gesetzlichen Grundlage fussen, im öffentlichen Interesse liegen, verhältnismässig sein, notwendig, geeignet und zumutbar.» Tanner-Tiziani warnte vor möglichem Missbrauch, der Demokratien in Gefahr bringen könnte. «Wer die rechtlichen Möglichkeiten kennt, kann die Mauer, die unsere freiheitliche Gesellschaft schützt, zum Einsturz bringen.»
Ausserdem sei eine juristische Entscheidung noch nicht das letzte Wort. «Die Muslime haben es uns gerade vorgemacht: In Schweden ist die Meinungsfreiheit ein sehr hohes Rechtsgut. Das Verbrennen des Korans als Protest war – anders als bei uns in der Schweiz - dadurch gedeckt. Durch den öffentlichen Druck der islamischen Welt krebst nun die Regierung zurück und will diese Handlung anders einstufen, nämlich als Hetze, und das Gesetz ändern.» Auch die christliche Welt sollte sich nicht verstecken, argumentiert der Experte. Religion gehöre eben nicht in die Privatsphäre, sondern sei ein Phänomen der Gesellschaft. «Junge Menschen haben eine religiöse Sehnsucht. Um sie zu erfüllen, müssen wir Kirchen raus aus verkrusteten Strukturen.»
Tanner-Tiziani ist in Pfyn aufgewachsen und war zum Studium der katholischen Theologie und der Rechtswissenschaft nach Fribourg gegangen. Dort lernte er Pfarrer Damian Brot kennen, den er nun nach 25 Jahren wiedertraf. «Ich habe mich nicht nur deshalb sehr über die Einladung gefreut, sondern auch, weil mich eine evangelisch-reformierte Gemeinde gebeten hat, einen Vortrag zu halten. Wir Christen sollten zusammen machen, was wir können.» Philosophieren gehört offenkundig dazu.
Der Direktor von Missio, den Päpstlichen Missionswerken in der Schweiz, plädiert bei allen alltäglichen Konflikten zwischen Religionsfreiheit und den anderen Grundrechten dafür, zunächst Toleranz walten zu lassen und das Gespräch zu suchen. Erst wenn das erfolglos ist, müssen Gerichte abwägen. In Frankreich sei das beim Verbot der muslimischen Abaya (eines körperverhüllenden Kleidungsstücks für Frauen) in der Schule gerade passiert. Die Schule als laizistische Institution verwehrt jegliches religiöse Symbol. «Doch eine Einschränkung der Grundrechte muss auf einer genügenden gesetzlichen Grundlage fussen, im öffentlichen Interesse liegen, verhältnismässig sein, notwendig, geeignet und zumutbar.» Tanner-Tiziani warnte vor möglichem Missbrauch, der Demokratien in Gefahr bringen könnte. «Wer die rechtlichen Möglichkeiten kennt, kann die Mauer, die unsere freiheitliche Gesellschaft schützt, zum Einsturz bringen.»
Ausserdem sei eine juristische Entscheidung noch nicht das letzte Wort. «Die Muslime haben es uns gerade vorgemacht: In Schweden ist die Meinungsfreiheit ein sehr hohes Rechtsgut. Das Verbrennen des Korans als Protest war – anders als bei uns in der Schweiz - dadurch gedeckt. Durch den öffentlichen Druck der islamischen Welt krebst nun die Regierung zurück und will diese Handlung anders einstufen, nämlich als Hetze, und das Gesetz ändern.» Auch die christliche Welt sollte sich nicht verstecken, argumentiert der Experte. Religion gehöre eben nicht in die Privatsphäre, sondern sei ein Phänomen der Gesellschaft. «Junge Menschen haben eine religiöse Sehnsucht. Um sie zu erfüllen, müssen wir Kirchen raus aus verkrusteten Strukturen.»